Profil und Geschichte
Die Zeugen Jehovas sind eine christliche Religionsgemeinschaft. Einige der auffallenden Eigenschaften:
- exklusiver Wahrheitsanspruch
- scharfe Abgrenzung zu allen anderen Religionen
- Betonung apokalyptischer Bibelpassagen und Erlösungsversprechen
- straffe, autoritäre, zentrale Organisation
- aktives, organisiertes Anwerben von Mitgliedern
Entwicklung
Ursprung: Die Ära Russell
Die Ursprünge der Zeugen Jehovas liegen in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit (auch bekannt als "Third Awakening") entstand in den USA eine Vielzahl von neuen protestantischen Religionsgemeinschaften. Eine bedeutende Strömung waren die "millennials" bzw. "post-millenials": christliche Gruppen, die das Ende der Welt bzw. das zweite Kommen Christi in naher Zukunft sahen und sogar glaubten, es genau vorhersagen zu können. Besonders bekannt waren dabei die "Milleriten" oder "Adventisten". Geprägt von diesem Umfeld gründetet der junge Charles Taze Russell in Neuengland seine Bible Students. Die Bible Students waren damals keine klar definierte und zentral organisierte Gruppe, sondern lose miteinander verknüpfte Versammlungen, die sich an den Lehren "Pastor" Russells und seiner Zeitschrift Zion's Watchtower orientierten.
Wie andere Adventisten versuchte auch Russell, aus der heiligen Schrift und anderen Quellen (etwa den Abmessungen der Pyramiden von Gizeh) biblische Ereignisse zu datieren. Nach einer Reihe spektakulär gescheiterter Prophezeihungen rund um die Daten 1914, 1915, 1918, etc. (man prognostizierte den Untergang der anderen Religionen, das Kommen Christi, die Vernichtung der Nationen, die Rückkehr der Propheten und anderes als "unwiderlegbare biblische Wahrheiten") sowie diversen inhaltlichen Zerwürfnissen kehrten aber viele Anhänger den Bible Students den Rücken.
Die Ursprünge der Zeugen Jehovas liegen in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit (auch bekannt als "Third Awakening") entstand in den USA eine Vielzahl von neuen protestantischen Religionsgemeinschaften. Eine bedeutende Strömung waren die "millennials" bzw. "post-millenials": christliche Gruppen, die das Ende der Welt bzw. das zweite Kommen Christi in naher Zukunft sahen und sogar glaubten, es genau vorhersagen zu können. Besonders bekannt waren dabei die "Milleriten" oder "Adventisten". Geprägt von diesem Umfeld gründetet der junge Charles Taze Russell in Neuengland seine Bible Students. Die Bible Students waren damals keine klar definierte und zentral organisierte Gruppe, sondern lose miteinander verknüpfte Versammlungen, die sich an den Lehren "Pastor" Russells und seiner Zeitschrift Zion's Watchtower orientierten.
Wie andere Adventisten versuchte auch Russell, aus der heiligen Schrift und anderen Quellen (etwa den Abmessungen der Pyramiden von Gizeh) biblische Ereignisse zu datieren. Nach einer Reihe spektakulär gescheiterter Prophezeihungen rund um die Daten 1914, 1915, 1918, etc. (man prognostizierte den Untergang der anderen Religionen, das Kommen Christi, die Vernichtung der Nationen, die Rückkehr der Propheten und anderes als "unwiderlegbare biblische Wahrheiten") sowie diversen inhaltlichen Zerwürfnissen kehrten aber viele Anhänger den Bible Students den Rücken.
Die Ära Rutherford: Wandel und Expansion
Diese Krise sollte aber überwunden werden: nach dem ersten Weltkrieg und dem Tod Russells wurde ein neuer, harter Kurs eingeschlagen. Der Jurist J.F. Rutherford setzte sich in den Machtkämpfen um die Nachfolge des Gründers durch und baute Russells Kleinverlag, die "Wachtturmgesellschaft" (WTG), in eine straff reglementierte, zentral gesteuerte theokratische Organisation um, die er bald als "Gottes einziges Sprachrohr" bezeichnete. Unter seiner Führung brachen die Zeugen Jehovas mit vielen Lehren Russells. Viele der typischen Charakteristika der Zeugen Jehovas entstanden in der Ära Rutherfords, der mit einigem Recht als der wahre Gründer dieser Religion angesehen werden kann – auch die Bezeichnung Jehovah's Witnesses geht auf ihn zurück.
Sie expandierten mit teils aggressiven Werbemethoden (etwa Lautsprecherwägen, die vor Kirchen aufgestellt wurden) und entwickelten das organisierte Tür-zu-Tür-Werben nach dem Schema von betrieblichen Vertriebsorganisationen. Ab den 1930er Jahren wuchs so die Organisation zügig in vielen Ländern.
Die 1970er bis zur Jahrtausendwende
Bis zum heutigen Zeitpunkt ist die grundlegende Machtstruktur der Wachtturmgesellschaft im wesentlichen unverändert geblieben. Es kam jedoch etappenweise zu einer Verstärkung der autoritären Züge der Organisation; gleichzeitig wurden die charismatischen Führerpersönlichkeiten (wie Russell und Rutherford) von einer vergleichsweise gesichtslosen Führung durch ein Komittee ("Leitende Körperschaft") abgelöst.
Endzeitvorhersagen und biblische Datumsarithmetik wurden mit der Zeit reduziert. Nach vielen Fehlschlägen wurde die letzte große Vorhersage (1975) schon wesentlich vorsichtiger formuliert, aber wieder sehr ausgiebig zur Motivation und Werbung benutzt. Die Jahre vor 1975 erwiesen sich so als vorläufig letzte Phase dramatischen Wachstums der Gruppe: das Engagement der Mitglieder erreichte Rekordwerte, die Zahl der Täuflinge ebenfalls. Als die Erfüllung ausblieb, folgte eine kurze Welle von Austritten und die Rückkehr zu moderatem Wachstum. Mitte der 1990er Jahre wurde dann auch die sogenannte Generationslehre aufgeweicht, die zumindest eine grobe Vorstellung vom nahen Zeitpunkt des ersehnten Harmagedon aufrecht erhalten hatte. Es blieb nur eine Reihe von vagen Andeutungen, dass das "böse System" kaum bis zum Ende des 20. Jahrhunderts durchhalten könne, was sich mit dem ziemlich unspektakulären Ablauf der Jahrtausendwende von selbst erledigte. Danach wurde die Generationslehre nochmals revidiert (aus einer Generation wurden mehrere). Damit hat sich die Wachtturmgesellschaft – gezwungenermaßen – von allen Festlegungen des Zeitpunkts der Apokalypse getrennt. Das Ende ist somit nur mehr einfach "sehr nah", wie schon seit tausenden Jahren.
Etwa seit den 1990er Jahren ist ein Trend erkennbar, sich vom Image der isolierten Endzeitsekte zu lösen und stattdessen der Öffentlichkeit als freundliche, moralische Alternative zu präsentieren. Vermutlich nicht zufällig wurde gleichzeitig in Deutschland und Österreich begonnen, die Gleichstellung mit den großen Kirchen anzustreben ("Körperschaft öffentlichen Rechts"). Die Sprache in den Publikationen wurde vereinfacht und entschärft: während man bis in die 1970er Jahre noch wütende Angriffe auf andere Religionen, hysterische Panikmache im Bezug auf die Weltsituation und detailreich illustrierte Beschreibungen der apokalyptischen Endschlacht (samt Spekulationen über die genaue Todesart und danach nötige Beseitigung der unzähligen Leichen) sehen konnte, sind die heutigen Zeitschriftenartikel vergleichsweise harmlos. An den eigentlichen Lehren hat sich jedoch dadurch wenig geändert, und manchmal schlägt der alte, aggressive Ton auch heute noch durch: seltener in Publikationen, aber öfters in Kongressvorträgen.
2000 bis heute: Das Internet, "JW.org" und finanzielle Umbrüche
Diese Krise sollte aber überwunden werden: nach dem ersten Weltkrieg und dem Tod Russells wurde ein neuer, harter Kurs eingeschlagen. Der Jurist J.F. Rutherford setzte sich in den Machtkämpfen um die Nachfolge des Gründers durch und baute Russells Kleinverlag, die "Wachtturmgesellschaft" (WTG), in eine straff reglementierte, zentral gesteuerte theokratische Organisation um, die er bald als "Gottes einziges Sprachrohr" bezeichnete. Unter seiner Führung brachen die Zeugen Jehovas mit vielen Lehren Russells. Viele der typischen Charakteristika der Zeugen Jehovas entstanden in der Ära Rutherfords, der mit einigem Recht als der wahre Gründer dieser Religion angesehen werden kann – auch die Bezeichnung Jehovah's Witnesses geht auf ihn zurück.
Sie expandierten mit teils aggressiven Werbemethoden (etwa Lautsprecherwägen, die vor Kirchen aufgestellt wurden) und entwickelten das organisierte Tür-zu-Tür-Werben nach dem Schema von betrieblichen Vertriebsorganisationen. Ab den 1930er Jahren wuchs so die Organisation zügig in vielen Ländern.
Die 1970er bis zur Jahrtausendwende
Bis zum heutigen Zeitpunkt ist die grundlegende Machtstruktur der Wachtturmgesellschaft im wesentlichen unverändert geblieben. Es kam jedoch etappenweise zu einer Verstärkung der autoritären Züge der Organisation; gleichzeitig wurden die charismatischen Führerpersönlichkeiten (wie Russell und Rutherford) von einer vergleichsweise gesichtslosen Führung durch ein Komittee ("Leitende Körperschaft") abgelöst.
Endzeitvorhersagen und biblische Datumsarithmetik wurden mit der Zeit reduziert. Nach vielen Fehlschlägen wurde die letzte große Vorhersage (1975) schon wesentlich vorsichtiger formuliert, aber wieder sehr ausgiebig zur Motivation und Werbung benutzt. Die Jahre vor 1975 erwiesen sich so als vorläufig letzte Phase dramatischen Wachstums der Gruppe: das Engagement der Mitglieder erreichte Rekordwerte, die Zahl der Täuflinge ebenfalls. Als die Erfüllung ausblieb, folgte eine kurze Welle von Austritten und die Rückkehr zu moderatem Wachstum. Mitte der 1990er Jahre wurde dann auch die sogenannte Generationslehre aufgeweicht, die zumindest eine grobe Vorstellung vom nahen Zeitpunkt des ersehnten Harmagedon aufrecht erhalten hatte. Es blieb nur eine Reihe von vagen Andeutungen, dass das "böse System" kaum bis zum Ende des 20. Jahrhunderts durchhalten könne, was sich mit dem ziemlich unspektakulären Ablauf der Jahrtausendwende von selbst erledigte. Danach wurde die Generationslehre nochmals revidiert (aus einer Generation wurden mehrere). Damit hat sich die Wachtturmgesellschaft – gezwungenermaßen – von allen Festlegungen des Zeitpunkts der Apokalypse getrennt. Das Ende ist somit nur mehr einfach "sehr nah", wie schon seit tausenden Jahren.
Etwa seit den 1990er Jahren ist ein Trend erkennbar, sich vom Image der isolierten Endzeitsekte zu lösen und stattdessen der Öffentlichkeit als freundliche, moralische Alternative zu präsentieren. Vermutlich nicht zufällig wurde gleichzeitig in Deutschland und Österreich begonnen, die Gleichstellung mit den großen Kirchen anzustreben ("Körperschaft öffentlichen Rechts"). Die Sprache in den Publikationen wurde vereinfacht und entschärft: während man bis in die 1970er Jahre noch wütende Angriffe auf andere Religionen, hysterische Panikmache im Bezug auf die Weltsituation und detailreich illustrierte Beschreibungen der apokalyptischen Endschlacht (samt Spekulationen über die genaue Todesart und danach nötige Beseitigung der unzähligen Leichen) sehen konnte, sind die heutigen Zeitschriftenartikel vergleichsweise harmlos. An den eigentlichen Lehren hat sich jedoch dadurch wenig geändert, und manchmal schlägt der alte, aggressive Ton auch heute noch durch: seltener in Publikationen, aber öfters in Kongressvorträgen.
2000 bis heute: Das Internet, "JW.org" und finanzielle Umbrüche
Schon vor Beginn des 21. Jahrhunderts hat sich die Organisation in zaghaften Schritten ins Internet begeben. Anfangs wurde den Gläubigen angeraten das Internet und soziale Netzwerke möglichst zu meiden. Seit einigen Jahren geht die WTG aber in die Offensive und präsentiert sich selbst unter der Marke "JW.org" im Web. Dabei rückt sich auch die Leitende Körperschaft immer stärker ins Rampenlicht, etwa mit Videobotschaften. Die Präsentation nach außen wird damit modernisiert, die Doktrin bleibt aber unverändert.
Seit etwa 2010 strukturiert sich die Organisation finanziell um, indem Betriebskosten gesenkt und gebundene Vermögen flüssig gemacht werden. Besonders augenfällig ist dies bei den Publikationen: die Zeitschriften wurden mit der Zeit immer dünner und erscheinen nun seltener. Bücher werden kaum mehr veröffentlicht. Die Anzahl der Kongresstage und Veranstaltungsorte wurde weiter gestrafft, manche Funktionen abgeschafft (u.a. die bisherigen "Bezirksaufseher"). Zweigstellen, Versammlungsstätten und Königreichssäle werden weltweit zu Hunderten geschlossen und verkauft, teilweise danach durch billigere Gebäude ersetzt. Von der Verkaufswelle betroffen ist auch das riesige Hauptquartier in bester Lage in New York City, was laut Branchenberichten über eine Milliarde US-Dollar Erlös einbringt. Die Mitglieder werden gleichzeitig immer deutlicher daran erinnert, das "weltweite Werk" mit Spenden zu unterstützen.
Seit etwa 2010 strukturiert sich die Organisation finanziell um, indem Betriebskosten gesenkt und gebundene Vermögen flüssig gemacht werden. Besonders augenfällig ist dies bei den Publikationen: die Zeitschriften wurden mit der Zeit immer dünner und erscheinen nun seltener. Bücher werden kaum mehr veröffentlicht. Die Anzahl der Kongresstage und Veranstaltungsorte wurde weiter gestrafft, manche Funktionen abgeschafft (u.a. die bisherigen "Bezirksaufseher"). Zweigstellen, Versammlungsstätten und Königreichssäle werden weltweit zu Hunderten geschlossen und verkauft, teilweise danach durch billigere Gebäude ersetzt. Von der Verkaufswelle betroffen ist auch das riesige Hauptquartier in bester Lage in New York City, was laut Branchenberichten über eine Milliarde US-Dollar Erlös einbringt. Die Mitglieder werden gleichzeitig immer deutlicher daran erinnert, das "weltweite Werk" mit Spenden zu unterstützen.
Organisationsstruktur
Die Zeugen Jehovas sind stark zentral-hierarchisch organisiert. An der Spitze steht die "Leitende Körperschaft", eine ausgesuchte Gruppe von etwa 10 Männern (die Zahl ist nicht fix), deren Entscheidungen für alle anderen Zeugen Jehovas verbindlich sind. Diese befindet sich in der Weltzentrale der Wachtturmgesellschaft in New York, USA. Die Autorität der leitenden Körperschaft ist grob mit dem Amt des Papstes vergleichbar, hat aber viel direkteren Einfluss auf das Leben des einzelnen Anhängers. Die Führung schreibt sehr detailliert vor, wie man die Bibel zu verstehen hat und verbreitet dies in ihren Publikationen. Obwohl sich die Leitende Körperschaft ausdrücklich als nicht unfehlbar bezeichnet, wird gleichzeitig unbedingter Gehorsam verlangt. Kritik an der Führung bzw. ihrer Bibelauslegung wird mit Kritik an Gott gleichgesetzt, weil die Leitende Körperschaft ihre Autorität von Jehova selbst bezieht (als dessen "treuer und verständiger Sklave").
Darunter folgen einige Hierarchiestufen von "Aufsehern" (z.B. Kreisaufseher). Auf unterster Ebene steht die lokale Versammlung, die eine Größenordnung von etwa 100 aktiven Zeugen Jehovas umfasst. Versammlungsort ist der Königreichssaal, der im städtischen Gebiet oft von mehreren Versammlungen benutzt wird. Der einzelne Zeuge untersteht den sogenannten "Ältesten", einer Gruppe von erfahrenen, aktiven (aber nicht unbedingt alten) Zeugen Jehovas. Die Ältesten leiten und überwachen das Geschehen in der Versammlung; ihre Entscheidungen sind für die untergeordneten Mitglieder verbindlich. Bei Verdacht auf etwaige Verfehlungen agieren die Ältesten als Ermittler, Ankläger und Richter in internen Gerichtsverfahren, die grundsätzlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit ablaufen.
Alle Führungspositionen sind ausschließlich für Männer zugänglich. Die Besetzung erfolgt immer durch Beschluss der übergeordneten Hierarchiestufe, nicht etwa durch Wahlen (die leitende Körperschaft sucht ihre neuen Mitglieder selbst aus). Es gibt keine Zölibatspflicht, Älteste und Aufseher sind oft verheiratet. Die Führungspersonen werden nicht offen verehrt (etwa als Heilige o.ä.), es gibt auch keine besonderen äußerlichen Merkmale, etwa in der Kleidung.
Die WTG betreibt eine umfangreiche Bürokratie und erstellt detaillierte Statistiken über die Aktivitäten ihrer Mitglieder, die teilweise veröffentlicht werden.
Bis vor wenigen Jahren hatte die Organisation in den meisten Ländern mitunter riesige Zweigstellen mit eigenen Büros, Werkstätten, Druckereien und Wohnbereichen. Dutzende dieser Zweigstellen wurden aber in letzter Zeit geschlossen (so auch in Österreich und der Schweiz) und auf wenige Standorte konzentriert.
Im Gegensatz zu praktisch allen größeren christlichen Gruppen unterhält die WTG bewusst keine karitative Organisation. Notstands- und Katastrophenhilfe wird fallweise und kurzfristig geleistet, in erster Linie aber für die eigenen Mitglieder.
Darunter folgen einige Hierarchiestufen von "Aufsehern" (z.B. Kreisaufseher). Auf unterster Ebene steht die lokale Versammlung, die eine Größenordnung von etwa 100 aktiven Zeugen Jehovas umfasst. Versammlungsort ist der Königreichssaal, der im städtischen Gebiet oft von mehreren Versammlungen benutzt wird. Der einzelne Zeuge untersteht den sogenannten "Ältesten", einer Gruppe von erfahrenen, aktiven (aber nicht unbedingt alten) Zeugen Jehovas. Die Ältesten leiten und überwachen das Geschehen in der Versammlung; ihre Entscheidungen sind für die untergeordneten Mitglieder verbindlich. Bei Verdacht auf etwaige Verfehlungen agieren die Ältesten als Ermittler, Ankläger und Richter in internen Gerichtsverfahren, die grundsätzlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit ablaufen.
Alle Führungspositionen sind ausschließlich für Männer zugänglich. Die Besetzung erfolgt immer durch Beschluss der übergeordneten Hierarchiestufe, nicht etwa durch Wahlen (die leitende Körperschaft sucht ihre neuen Mitglieder selbst aus). Es gibt keine Zölibatspflicht, Älteste und Aufseher sind oft verheiratet. Die Führungspersonen werden nicht offen verehrt (etwa als Heilige o.ä.), es gibt auch keine besonderen äußerlichen Merkmale, etwa in der Kleidung.
Die WTG betreibt eine umfangreiche Bürokratie und erstellt detaillierte Statistiken über die Aktivitäten ihrer Mitglieder, die teilweise veröffentlicht werden.
Bis vor wenigen Jahren hatte die Organisation in den meisten Ländern mitunter riesige Zweigstellen mit eigenen Büros, Werkstätten, Druckereien und Wohnbereichen. Dutzende dieser Zweigstellen wurden aber in letzter Zeit geschlossen (so auch in Österreich und der Schweiz) und auf wenige Standorte konzentriert.
Im Gegensatz zu praktisch allen größeren christlichen Gruppen unterhält die WTG bewusst keine karitative Organisation. Notstands- und Katastrophenhilfe wird fallweise und kurzfristig geleistet, in erster Linie aber für die eigenen Mitglieder.
Verfolgung - heute und früher
"Verfolgung" gehört zum Selbstverständnis der Zeugen Jehovas: einerseits als gewünschte Bestätigung, denn die wahren Christen würden Verfolgung erleiden. Jede so empfundene Verfolgung ist daher ein Beweis, dass man in der richtigen Gruppe gelandet ist. Andererseits als traurige Realität in manchen Staaten, die einzelne Bevölkerungsgruppen nach Hautfarben, politischen oder religiösen Überzeugungen diskriminieren.
In einigen Ländern sind die Zeugen Jehovas auch heute noch nicht anerkannt und werden durch das Regime oder konkurrierende Religionen verfolgt, manchmal auch gewalttätig. So etwa in einigen ehemaligen Staaten der UdSSR, wo Gruppen wie die Adventisten, Mormonen und eben Zeugen Jehovas auf offene Ablehnung stoßen. In manchen großteils islamischen Ländern leiden die ZJ unter der generellen Christenverfolgung. Selbst in den USA mussten die Zeugen Jehovas noch vor einigen Jahrzehnten noch um freie Religionsausübung kämpfen.
Außer Frage steht, dass viele Zeugen Jehovas im Dritten Reich wegen ihres Glaubens verfolgt, in Konzentrationslager gebracht und ermordet wurden. Für die Zeugen im Gebiet der DDR ging die Verfolgung unter deren Regime bis zum Fall der Mauer weiter (wenn auch nicht mit derselben physischen Brutalität). Die WTG behauptet, die einzige religiöse Organisation zu sein, die den Nazis geschlossen Widerstand leistete; ihr Verhalten im Bezug auf Hitlers Regime wirkt jedoch nicht ganz so eindeutig. Eine von der Führung 1933 veröffentlichte Deklaration lässt berechtigte Zweifel zu, ob die Organisation tatsächlich von Anfang an so kompromisslos und standhaft gegen die Nazis und deren Ideale war, wie sie es selbst gerne behauptet. In diesem weit verbreiteten Dokument mit Begleitbrief an den "sehr verehrten Reichskanzler [Hitler]" versicherte die Gesellschaft ihre Übereinstimmung mit den "Grundsätzen der Regierung" und bemerkte ausserdem in deutlich antisemitischer Sprache: "Es sind die Handelsjuden des Britisch-Amerikanischen Weltreiches, die das Großgeschäft aufgebaut und benutzt haben als ein Mittel der Ausbeutung und der Bedrückung vieler Völker. ... Dies ist in Amerika so offenbar, daß es ... ein Sprichwort gibt, das heißt: 'Den Juden gehört die Stadt, die irischen Katholiken beherrschen sie, und die Amerikaner müssen zahlen.'"
In einigen Ländern sind die Zeugen Jehovas auch heute noch nicht anerkannt und werden durch das Regime oder konkurrierende Religionen verfolgt, manchmal auch gewalttätig. So etwa in einigen ehemaligen Staaten der UdSSR, wo Gruppen wie die Adventisten, Mormonen und eben Zeugen Jehovas auf offene Ablehnung stoßen. In manchen großteils islamischen Ländern leiden die ZJ unter der generellen Christenverfolgung. Selbst in den USA mussten die Zeugen Jehovas noch vor einigen Jahrzehnten noch um freie Religionsausübung kämpfen.
Außer Frage steht, dass viele Zeugen Jehovas im Dritten Reich wegen ihres Glaubens verfolgt, in Konzentrationslager gebracht und ermordet wurden. Für die Zeugen im Gebiet der DDR ging die Verfolgung unter deren Regime bis zum Fall der Mauer weiter (wenn auch nicht mit derselben physischen Brutalität). Die WTG behauptet, die einzige religiöse Organisation zu sein, die den Nazis geschlossen Widerstand leistete; ihr Verhalten im Bezug auf Hitlers Regime wirkt jedoch nicht ganz so eindeutig. Eine von der Führung 1933 veröffentlichte Deklaration lässt berechtigte Zweifel zu, ob die Organisation tatsächlich von Anfang an so kompromisslos und standhaft gegen die Nazis und deren Ideale war, wie sie es selbst gerne behauptet. In diesem weit verbreiteten Dokument mit Begleitbrief an den "sehr verehrten Reichskanzler [Hitler]" versicherte die Gesellschaft ihre Übereinstimmung mit den "Grundsätzen der Regierung" und bemerkte ausserdem in deutlich antisemitischer Sprache: "Es sind die Handelsjuden des Britisch-Amerikanischen Weltreiches, die das Großgeschäft aufgebaut und benutzt haben als ein Mittel der Ausbeutung und der Bedrückung vieler Völker. ... Dies ist in Amerika so offenbar, daß es ... ein Sprichwort gibt, das heißt: 'Den Juden gehört die Stadt, die irischen Katholiken beherrschen sie, und die Amerikaner müssen zahlen.'"
Zahlen
Nach eigenen Angaben sind weltweit rund 8 Millionen Menschen aktive Anhänger der Zeugen Jehovas (Stand 2014). In den meisten westlichen Ländern machen aktive Zeugen etwa 0,2 bis 0,4% der Gesamtbevölkerung aus. Größere Anteile werden in einzelnen afrikanischen und südamerikanischen Ländern erreicht. In den bevölkerungsreichsten Gebieten der Erde (wie China, Indien, Pakistan) sind sie dagegen fast nicht zu finden: so gibt es etwa in Indien mit einer Milliarde Einwohnern nur rund 30.000 aktive Zeugen Jehovas, das entspricht 0,003%. In China (1,3 Milliarden Einwohner) dürfte die Zahl noch viel geringer sein.
Die weltweite jährliche Zuwachsrate an aktiven Mitgliedern betrug in den Jahren 2000–2013 um 2%, Tendenz leicht fallend. Zum Vergleich: das weltweite Bevölkerungswachstum lag in dieser Periode bei gut 1,6% p.a., Tendenz ebenfalls fallend. Auch das Wachstum ist geographisch sehr unterschiedlich verteilt: Die größten Zuwächse werden heute in armen und instabilen Ländern Afrikas und Südamerikas sowie in Mexiko verzeichnet, wo auch andere religiöse Gruppen stark wachsen.
Umgekehrt die Situation in den entwickelten Industriestaaten. In fast allen stabilen und wohlhabenden Ländern stagnieren die Mitgliederzahlen seit Jahrzehnten, mit minimalen Schwankungen. In Europa ist die Zahl der Neuzugänge (Taufen) seit Anfang der 1990er Jahre stark eingebrochen, die berichtete Aktivität der einzelnen Zeugen (d.i. der Zeitaufwand für den Predigtdienst von Tür zu Tür) sinkt stetig. Die Zahl der Versammlungen geht leicht zurück. Auch im ehemaligen Hoffnungsmarkt Osteuropa stagniert der Mitgliederstand seit einigen Jahren, trotz einer Wachstumsphase in den 1990ern aber auf niedrigerem Niveau als im Westen.
Die Situation im deutschen Sprachraum ist im Wesentlichen dieselbe wie in ganz Europa:
Die weltweite jährliche Zuwachsrate an aktiven Mitgliedern betrug in den Jahren 2000–2013 um 2%, Tendenz leicht fallend. Zum Vergleich: das weltweite Bevölkerungswachstum lag in dieser Periode bei gut 1,6% p.a., Tendenz ebenfalls fallend. Auch das Wachstum ist geographisch sehr unterschiedlich verteilt: Die größten Zuwächse werden heute in armen und instabilen Ländern Afrikas und Südamerikas sowie in Mexiko verzeichnet, wo auch andere religiöse Gruppen stark wachsen.
Umgekehrt die Situation in den entwickelten Industriestaaten. In fast allen stabilen und wohlhabenden Ländern stagnieren die Mitgliederzahlen seit Jahrzehnten, mit minimalen Schwankungen. In Europa ist die Zahl der Neuzugänge (Taufen) seit Anfang der 1990er Jahre stark eingebrochen, die berichtete Aktivität der einzelnen Zeugen (d.i. der Zeitaufwand für den Predigtdienst von Tür zu Tür) sinkt stetig. Die Zahl der Versammlungen geht leicht zurück. Auch im ehemaligen Hoffnungsmarkt Osteuropa stagniert der Mitgliederstand seit einigen Jahren, trotz einer Wachstumsphase in den 1990ern aber auf niedrigerem Niveau als im Westen.
Die Situation im deutschen Sprachraum ist im Wesentlichen dieselbe wie in ganz Europa:
Untersuchungen in den USA zeigen, dass die Zeugen Jehovas einen vergleichsweisen hohen Mitgliederumsatz haben – d.h. während relativ viele Mitglieder neu dazukommen, verlassen gleichzeitig viele die Gruppe.